Schloss Schneeberg in Trins
Unscheinbar, aber geschichtsträchtiges Anwesen
Die Familie Pittracher aus dem Bergsteigerdorf Gschnitz hat erfolgreiche Bergführer als Vorfahren. Bereits 1772 soll ein Bergführer mit dem Namen Pittracher Gäste auf den Gschnitzer Tribulaun geführt haben, dazu gibt es allerdings keine schriftliche Aufzeichnung. Aus derselben Familie stammt der Bergführer Georg Pittracher (1832 – 1893), der bei der Erstbesteigung des Pflerscher Tribulauns dabei war. Dieser Blog ist ein erster Vorgeschmack auf das Büchlein “Alpingeschichte kurz und bündig – Das Gschnitztal” mit interessanten Geschichten aus dem Bergsteigerdorf, die am 5. Juni im Mühlendorf Gschnitz von mir vorgestellt wird.
Warum die Alpingeschichte aufarbeiten?
Jedes Bergsteigerdorf der alpinen Vereine erhält die Aufgabe, die örtliche Alpingeschichte innerhalb von zwei bis drei Jahren ab Beitrittsdatum aufzuarbeiten. Das Büchlein soll zur vertiefenden Einsicht in die alpintouristische Entwicklung der Gemeinden bei Gästen beitragen und bietet auch der einheimischen Bevölkerung bessere Einblicke in die lokale Geschichte. Ich habe diese ehrenvolle Aufgabe für das Gschnitztal übernommen und bin dabei auf sehr viele interessante Details und Geschichten gestoßen. Außerdem durfte ich viele nette Menschen kennenlernen und erfuhr viel Hilfsbereitschaft beim Sammeln alter Bilder und Informationen, wofür ich sehr dankbar bin. Besonders wertvoll war die Chronik der Familie Pittracher vom Feiserhof in Gschnitz, wo ich einiges über die Bergführer ihrer Familie und ihr Leben erfahren habe.
Alles begann mit den fremden Herren
Mitte des 19. Jahrhunderts kamen vor allem Gäste aus der Oberschicht in die Alpen, um dem lauten und oft eintönigen Leben der Städte zu entfliehen und in der frischen Alpenluft die Berge zu besteigen. Reisen war mit einigen Kosten und viel Zeitaufwand verbunden, das konnte sich damals nur die reichere Bevölkerung leisten. In Gschnitz, wo sich der Alpintourismus zuerst entwickelte, nannte man diese meist männlichen Alpinisten die „fremden Herren“. Sie kamen durch die guten Bahnverbindungen oft aus ganz Europa. Von der Bahnstation in Steinach gingen sie entweder zu Fuß oder fuhren mit dem Pferdewagen nach Gschnitz. Beim „Gasthof zum Kuraten“ in Gschnitz – dem einzigen Gasthof mit Zimmern – konnten die fremden Bergsteiger ihre erste Nacht verbringen. Der Wirt – zugleich der örtliche Kurat – sorgte für das leibliche Wohl und verständigte die Bergführer im Ort, damit sie am Abend mit den Herren Bekanntschaft machen konnten. Wenn sich zwei über Tour und Preis einig wurden, dann machte man sich gleich die Aufbruchszeit für den folgenden Tag aus.
Einer der ersten zwölf Bergführer Tirols
Georg Pittracher, geboren 1832 in Gschnitz, war ein sehr erfolgreicher Bergführer seiner Zeit und aufgrund seines Könnens und Wissens unter dem ersten Dutzend behördlich autorisierten Bergführer in Tirol dabei. Sein Arbeitsgebiet umfasste lt. eines Zeitungsberichts von 1872 insgesamt 14 Touren im Gschnitztal, die jeweils mit einem fixen Bergführertarif bemessen waren.
Pittracher war ein kräftig gebauter, geschickter Bergsteiger und ihm gelang die Erstbesteigung des niedrigeren Ostgipfels des Pflerscher Tribulauns am 6. September 1872 gemeinsam mit dem Münchner Heinrich Waitzenbauer. Auch bei der Erstbesteigung des Hauptgipfels mit 3.097 m am 21. September 1874 brach er mit der Bergsteigergruppe gemeinsam auf, blieb aber kurz unterhalb des Gipfels zurück. Bis ganz nach oben schafften es der Bergführer Johann Grill (der Kederbacher) aus der bayrischen Ramsau, Georg Hofmann aus München und Nikolaus Winhard über den heutigen Normalweg. Georg Hofmann schrieb 1875 einen sehr lebendigen Bericht zu dieser Erstbesteigung in der Zeitschrift des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins. Was genau der Grund dafür war, dass Pittracher nicht bis zum Gipfel gelangte, kann in meinem Büchlein „Alpingeschichte Gschnitztal kurz und bündig“ nachgelesen werden. Der Gschnitzer feierte noch kurz vor seinem plötzlichen Tod im Jahre 1893 das 40-jährige Bergführer-Jubiläum und die zweihundertste Besteigung des Habichts. Seine Leidenschaft für das Bergsteigen gab Georg an seine Söhne weiter, von denen zwei ebenfalls Bergführer wurden.
Tipp: Schau dir die Ausstellung mit historischen Bildern und vertiefenden Informationen zur Alpingeschichte Gschnitztal im Mühlendorf Gschnitz an. Außerdem ist das Büchlein für € 4,00 in den Gemeinden Trins und Gschnitz sowie im Tourismusverband Wipptal und in der Tyrolia in Steinach erhältlich.