150 Jahre Brennerbahn

18.08.2017

150 Jahre Brennerbahn - ein Streifzug durch die Geschichte der damals steilsten Alpenbahn

Die Brennerbahn zwischen Innsbruck und Bozen feiert in diesem Jahr ihr 150-jähriges Bestehen. Passend zum Thema stellt Hanns Jenewein sich und seine einzigartige Modelleisenbahnanlage in St. Jodok vor. 

Hanns wuchs in St. Jodok auf, gleich neben der Brennerbahn. Sein Vater war wie er selbst bei der Bahn beschäftigt. Als Hanns ein kleiner Junge von 6 Jahren war, hatte er einen sehr intensiven Traum von einer elektrischen Spieleisenbahn. Am 19. Jänner 1999 erfüllte sich Hanns endlich die Umsetzung seines Kindheitstraumes und startete gemeinsam mit Sohn Peter mit dem Bau seines Meisterstücks. Er begann einen großen Kellerraum im eigenen Haus in St. Jodok in eine Eisenbahn-Miniaturwelt umzugestalten. Jetzt, fast 20 Jahre später ist sein Werk vollendet. Stolz blickt er auf die selbst geschaffene Modelleisenbahnanlage mit der schönen handbemalten Landschaftskulisse und führt mir seine schönsten Modellzüge vor.

Hans Jenewein erzählt über seine Modelleisenbahn in St. Jodok. | © Judith Hammer
Modelleisenbahn von Hanns Jenewein in St. Jodok
Dorf in der Landschaft der Modeleisenbahn von Hanns Jenewein | © Judith Hammer
Modelleisenbahn von Hanns Jenewein in St. Jodok

Meisterleistung einer anderen Dimension

Der Bau der Brennereisenbahn, der damals steilsten Alpenbahn der Welt, brachte gewaltige Schwierigkeiten und Herausforderungen mit sich. Auf der 125 km langen Strecke zwischen Innsbruck und Bozen wurden 13 Brücken, 22 Tunnelbauten und viele Schutzgalerien gegen Steinschlag und Murbrüche errichtet. Zum ersten Mal in der Geschichte des Eisenbahnbaus wurden sogenannte „Kehrtunnels“, also gekrümmte Tunnels, gebaut. Ein besonderes Exemplar befindet sich bei St. Jodok, wo die Bahn das Dorf in einem Bogen umspannt, um an Höhe zu gewinnen und so die große Steigung zu überwinden. Zuständig für die Planung und Ausführung des Bahnbaus war der aus Württemberg stammende Ingenieur Carl von Etzel. Er verstarb leider unerwartet an einem Schlaganfall vor der Vollendung der Bauarbeiten in einem Güterwaggon. Sein engster Mitarbeiter Ing. Achille Thommen vollendete den Bahnbau.

Trassenführung durch die Sillschlucht - eingleisig, aber breit genug für die zweiten Gleise | © Unbekannt
Trasse durch die Sillschlucht der Brennerbahn um 1865.
Bau der Bahnschleife mit Kehrtunnel in St. Jodok um 1865 | © Unbekannt
Blick auf St. Jodok, Bau der Brennerbahn um 1865

20.000 Stunden – 20.000 Arbeiter

Die Arbeit am Computer im Büro der Transiteure der Bundesbahnen half Hanns besonders bei der Erfüllung seines Kindheitstraumes, denn alle 96 Züge und 266 LED-Lichter sind über 7.000 m Draht elektronisch verbunden und werden zentral über einen Rechner gesteuert. Insgesamt 20.000 Stunden hat Hanns in das Projekt investiert und dabei 750 m Modelleisenbahn-Schienen verlegt, eine bunte Welt von Häusern, Bahnhöfen und Landschaften geschaffen. 
Beim Bau der Brennerbahn darf neben der genialen Leistung der Baumeister und Ingenieure, die erstaunliche Leistung von über 20.000 namenlosen Arbeitern nicht vergessen werden. Mit bescheidenen Arbeitsmitteln, wie Pickel, Schaufel, Winden und Flaschenzügen, und trotz der widrigen Verhältnisse, die im Alpengebiet vor allem im Winter herrschen, gelang die Fertigstellung in 3,5 Jahren. Hauptsächlich Welschtiroler, Italiener, Slowenen und Kroaten waren beschäftigt. Die Brennerbahn wurde aufgrund einer Staatstrauer im Kaiserhaus nie offiziell eröffnet. Kein Priester weihte die Bahn, kein Redner erwähnte die Verdienste der Arbeiter, niemand gedachte der 223 tödlich verunglückten Arbeiter.

Baubüros und Unterkünfte der Arbeiter direkt neben der Baustelle in Südtirol | © Unbekannt
Baubüros beim Bau der Brennerbahn in Südtirol.
Bau der Brennerbahn unterhalb der Überreste von Schloss Trautson in Matrei  | © Unbekannt
Bau der Brennerbahn beim Schloss Trautson, Matrei

Revolution der Mobilität

Hanns lässt seine originalgetreuen elektrischen Modellzüge durch die Miniaturwelt aus Dörfern und sanften Hügeln sausen. Ab dem 24. August 1867 zischten und dampften Lokomotiven mit Personen- und Güterzügen durch das Wipptal und über den altberühmten Gebirgspass, der ab diesem Zeitpunkt Norden & Süden in kürzester Zeit verband. Über die Steigung von 25 Promille konnten die Dampfloks anfangs nur mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 20 km/h und einer Last von maximal 130 Tonnen fahren. Diese Exemplare hatten noch nicht einmal ein geschlossenes Führerhaus, was bei der wind- und wettergebeutelten Gebirgsstrecke für das Lokpersonal eine Zumutung war. Die Lokführer waren zwar dafür bekannt, „harte Hunde“ zu sein, bald schon hatte aber die damalige Südbahngesellschaft Einsehen und ließ daraufhin neue Dampfloks mit Führerhaus bauen.

 

Weiterentwicklung der Bahn

Die anfänglich eingleisig geführte Strecke wurde 1908 zweigleisig ausgebaut, und bereits 1928 war die Elektrifizierung abgeschlossen. Im Zweiten Weltkrieg, vor allem in den Jahren 1944 und 1945 war die Bahnlinie häufig Ziel von Bombenangriffen, mit der Absicht, die wichtige Nord-Süd-Verbindung zu unterbrechen. In dieser Zeit verkehrten bis zu 288 Züge innerhalb von 24h auf der Bahnstrecke.

 

Dampflok am Bahnhof Brenner, Postkarte | © Unbekannt
Der Bahnhof am Brenner
Elektrischer Zug bei der Bahnschleife in St. Jodok

Zukunft der Brennerbahn 

Obwohl die Bahnstrecke über den Brenner laufend ausgebaut und verbessert wird, reichen die Kapazitäten nicht aus, den Warenverkehr von der Straße vermehrt auf die Schiene zu verlegen. Aus diesem Grund wurde schon vor über 50 Jahren über eine mögliche „Flachbahn“ durch das Gebirge nachgedacht. Nun ist das Mega-Projekt Brenner Basistunnel bereits in der Umsetzungsphase und soll bis 2032 fertiggestellt werden. Der Brenner Basistunnel sieht eine unterirdische Eisenbahnverbindung zwischen Innsbruck und Franzensfeste für den Güter- und den Personenverkehr vor. Mit einer Gesamtlänge von 64 km wird dies die längste unterirdische Eisenbahnverbindung der Welt. Der Name „Basistunnel“ leitet sich daraus ab, dass der Tunnel nur eine minimale Steigung hat und an der Basis der Brennerberge verläuft. Das erlaubt den Zügen in Hochgeschwindigkeit und mit größerer Last die Alpen zu durchqueren.

Führungen zum Bau des Brenner Basistunnels können hier beim TVB Wipptal gebucht werden.

TIPP: Besichtigen Sie die Modelleisenbahn von Hanns Jenewein in St. Jodok. Telefonische Anmeldung: 0043 5279 5251

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