Das Hütten 1x1
Die wichtigsten Tipps für deine Hüttenübernachtung....
An einem sonnigen Tag Anfang Juni 2022 begleitete ich unsere fleißigen Wegerichter Stefan und Marco auf der Etappe unserer Gschnitztaler Hüttentour von der Tribulaunhütte zur Bremer Hütte. Auf der Bremer Hütte warteten ein kühler Radler und mit Anna ein neues Mitglied im Hüttenteam auf uns. Neugierig geworden, wollte ich unbedingt herausfinden, wie es dazu gekommen ist, dass ein junger Mensch vom weiten Thüringen, zuhause alles stehen und liegen lässt, um einen ganzen Sommer auf einer Hütte zu arbeiten.
Nicole im Gespräch mit Anna Rossbild
„Ursprünglich hatte ich 2020 den Stubaier Höhenweg geplant und dabei immer ein besonderes Auge auf die Bremer Hütte geworfen. Die Tour musste damals wegen zu viel Schnee ausfallen. Einen neuen Anlauf startete ich im Sommer 2021. Vom Gschnitztal aus sollte ich nun endlich auf einer Tagestour die Bremer Hütte kennenlernen. Als es ans Zahlen ging fragte mich der Hüttenwirt Christian aus heiterem Himmel, ob ich nicht einfach bleiben und meine Rechnung abarbeiten möchte. Ich war so perplex, dass mir als einzige Antwort einfiel: „Aber ich hab gar keine Zahnbürste dabei“. Dieses Problem war schnell behoben, ein kurzer Anruf im Tal, dass ich über Nacht wegbleibe und schon ging`s los. Drei Tage bin ich dann letztlich geblieben, ehe ich wieder ins Tal abstieg. Ich glaube, schon zu diesem Zeitpunkt habe ich mein Herz an die Hütte verloren.
Als mich im Jänner 2022 Hüttenwirt Christian anrief und fragte, ob ich den ganzen Sommer auf der Hütte arbeiten mag, war ich ein weiteres Mal ziemlich überrascht.
Ich hatte gerade erst einen neuen Job begonnen, hatte in Deutschland Wohnung, Familie und Freunde. Daher sagte ich damals ab. Daraufhin habe ich zwei Wochen lang jede Nacht von der Hütte geträumt. Irgendwann habe ich meinen Verstand ausgeschaltet, meinen Job gekündigt, zum Telefonhörer gegriffen, bin einfach meinem Gefühl gefolgt und habe Christian zugesagt.“
Anna lässt ihren Blick über die Hütte und über diese unglaubliche Bergkulisse schweifen: „Ich habe monatelang auf den Sommer hin gefiebert. War unsicher, denn ich wusste nicht so recht, was auf mich zukommt. Aber was soll ich sagen - das hier ist mein Zuhause. Ich wache jeden Morgen auf und weiß, dass ich alles richtig gemacht habe. Das ist der Sommer meines Lebens.“
„Nein. Wir arbeiten viel. Natürlich gibt es Situationen, die nicht so schön sind. Manchmal geht es echt hektisch zu. Aber nein, ich habe meine Entscheidung nie bereut.“
„Ich wurde vom ersten Moment in die Hüttenfamilie Höllrigl aufgenommen. Es ist nicht nur die Hütte, sondern die Menschen, die diesen Ort jeden Tag zu einem außergewöhnlichen machen. Schnell wurde aus einem Arbeitsverhältnis echte Freundschaft.
Hier heroben lernen wir die Menschen anders kennen als unten im Tal. Es ist unwichtig, woher jemand kommt und wohin jemand geht. Wir lernen uns hier frei von jeglichen Vorurteilen kennen und teilen alle unsere Leidenschaft für die Natur und die Berge. Vielleicht täte es uns gut, wenn wir alle etwas davon mit ins Tal nehmen.“
Anna hat Ende 2023 ihren Lebensmittelpunkt ganz von Thüringen in unser schönes Wipptal verlegt. Viele Menschen aus dem Tal haben geholfen, dass sie eine Wohnung in Navis gefunden hat. Inzwischen freut sich Anna schon auf ihren 3. Hüttensommer.