Christbaum holen

01.12.2023

Regionale Christbäume aus dem Bergsteigerdorf Trins

Schon als Kind war es die größte Aufregung, wenn am Heilig Abend der fertig geschmückte Christbaum bei uns im Wohnzimmer stand. Erst dann war eigentlich richtig Weihnachten. Ich kann mich noch gut an den Geruch erinnern, den der Baum in den nächsten Tagen im ganzen Raum verbreitet hat. Aber woher kommt eigentlich der Brauch, sich zu Weihnachten einen Baum ins Haus zu stellen und ihn zu schmücken?

Obwohl er ein Symbol des Weihnachtsfestes im Christentum darstellt, stammt der Christbaum ursprünglich vermutlich aus einer heidnischen Tradition. Zur Zeit der Wintersonnenwende stellte man sogenannte Wintermaien ins Haus. Diese grünen Zweige waren ein Zeichen des Lebens, sollten Wintergeister vertreiben und versprachen Schutz und Fruchtbarkeit. In früheren Tagen gingen die Familien selbst in den Wald und fällten einen Baum, der ihnen gefiel. Aus naturschutzrechtlichen Gründen ist das heutzutage nicht mehr möglich und so ist das in vielen Familien meistens traditionsreiche Ereignis verloren gegangen. Wer jedoch noch viel Wert auf dieses Brauchtum legt und auf die Herkunft eines heimischen Baumes achten möchte, hat die Möglichkeit der Familie Mair in ihrer Christbaumkultur in Trins einen Besuch abzustatten.

Schöner könnte das Ambiente nicht sein beim Besuch in der Christbaumkultur. | © TVB Wipptal | Barbara Jenewein
Schöner könnte das Ambiente nicht sein beim Besuch in der Christbaumkultur.

Wir wollten das Erlebnis so authentisch wie möglich gestalten und sind am verschneiten Wiesenweg Nr. 49 ab Steinach ca. 15 Minuten taleinwärts in Richtung Trins spaziert. In der Christbaumkultur angekommen, begrüßt uns schon Familie Mair. Hier packen gleich mehrere Familienmitglieder mit an. Mit Peter, dem Hausherren, können wir gleich in das Feld starten und mit der Baumsuche beginnen. Nach wenigen Sekunden steuere ich auf eine wirklich schöne, sehr gleichmäßig gewachsene und nicht zu große Nordmanntanne zu. Die Mission scheint bereits erfüllt – aber zu früh gefreut. Der ist leider schon reserviert, erklärt uns Peter. Die Leute kommen teilweise schon im Oktober bei einem Spaziergang vorbei und markieren sich den Baum ihrer Wahl mit einem Namensschild, damit sie ihn dann im Dezember holen können. Die Suche geht also weiter. In der Christbaumkultur befinden sich viele verschiedene Sorten. Von der klassischen und allseits beliebten Nordmanntanne bis zur etwas ausgefalleneren Colorado Tanne. Die Baum-Setzlinge werden 4-jährig angekauft und in Trins eingepflanzt. Anschließend dauert es noch ca. 6 Jahre bis daraus ein stattlicher Christbaum wird.

Der verschneite Wiesenweg nach Trins. | © TVB Wipptal | Barbara Jenewein
Der verschneite Wiesenweg nach Trins.
Gemütlicher Winterspaziergang | © TVB Wipptal | Barbara Jenewein
Gemütlicher Winterspaziergang

Ich bleibe dann doch bei der klassischen Nordmanntanne und finde nach kurzer Zeit mein ideales Bäumchen. Der Hausherr legt selber Hand an und fällt die Tanne. In der Christbaumkultur sind noch einige andere Traditionalisten unterwegs und man merkt schnell, hier findet bei mehreren Familien eine jahrelang gepflegter Weihnachts-Brauch statt.

Achtung: Baum fällt! | © TVB Wipptal | Barbara Jenewein
Achtung: Baum fällt!

Der Preis des Baumes berechnet sich nach seiner Höhe. Dazu wird ein Meterstab neben dem Baum gehalten, um ihn so in die richtige Preiskategorie einzuteilen. Anschließend wird er für den Transport in ein Netz verpackt, bis er kurz vor Weihnachten geschmückt wird. Peters Tipp für die Aufbewahrung: einfach kühl lagern – vor Wind und Sonne geschützt. Er muss auch nicht ins Wasser gestellt werden. Bevor er dann ins Christbaumkreuz reinkommt, einfach eine Scheibe des Stammes abschneiden, dann sollte er lange frisch bleiben. Das Mondzeichen spielt bei der Frische des Baums übrigens eine große Rolle. Je näher das Datum des Baumschnitts am Vollmond liegt, desto mehr Saft hat der Baum und bleibt somit länger frisch.

Der Preis des Baumes wird genau bemessen. | © TVB Wipptal | Barbara Jenewein
Der Preis des Baumes wird genau bemessen.
Der Christbaum wird geschultert und nach Hause getragen. | © TVB Wipptal | Barbara Jenewein
Der Christbaum wird geschultert und nach Hause getragen.

Der Baum wird geschultert und das kurze Stück zurückgetragen. Ein Hinweis fürs nächste Jahr: mit der Rodel kommen und den Baum dann auf das Gefährt spannen und gemütlich den Weg entlang hinausziehen. Für uns steht also fest – eine Tradition ist geboren. Wir werden unseren Baum auch im nächsten Jahr selber in der Christbaumkultur in Trins holen.

Tipp: Die Christbäume aus Trins können im Dezember an verschiedenen Verkaufsstellen im Wipptal erworben werden. Zusätzlich gibt es am 2. Samstag und 3. Samstag und Sonntag im Dezember die Möglichkeit in der Christbaumkultur am Wiesenweg in Trins den Baum selber auszusuchen und mitzunehmen.

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