Meine erste Hüttentour

21.08.2018

Es zieht mehr und mehr Menschen in die Berge. Viele fragen sich, wie verhalte ich mich richtig und was heißt eigentlich naturverträglich? Wir haben nachgefragt bei einem, der es wissen muss: Gottlieb Schwaiger, Einsatzstellenleiter und seit 36 Jahren Mitglied bei der Tiroler Bergwacht.

Nahaufnahme einer rot-weiß-roten Wegmarkierung am Fels | © TVB Wipptal | Johannes Bitter
Wegmarkierung auf dem Weg zum Gschnitzer Tribulaun

Die BergwächterInnen setzen sich mit viel Engagement ehrenamtlich für den Naturschutz in Tirol ein, indem sie die Einhaltung der Landesgesetze (zum Beispiel Naturschutzgesetz, Campinggesetz, Pilzschutzverordnung, …) überwachen. Sie leisten viel Aufklärungsarbeit und versuchen, die Menschen für ein schonendes Verhalten in der Natur zu gewinnen. Bei all den Aufgaben eines Bergwächters kommt die Freude, gemeinsam mit den Kameraden die Natur zu entdecken, nie zu kurz. 12 Pflichteinsätze gibt es pro Jahr, diese werden aufgrund der guten Kameradschaft gerne bei weitem übertroffen.
(Anmerkung: hier gibt es einen deutlichen Unterschied zu Deutschland, wo die Bergwacht den Status der österreichischen Bergrettung einnimmt).

Es zieht mehr und mehr Menschen in die Berge, was verändert sich dadurch?


Die Natur, allem voran die Tierwelt, bekommt aufgrund neuer Aktivitäten immer weniger Ruhephasen, im Sommer wie im Winter. Beim Vorhaben, einen Gipfel in einer bestimmten Zeit zu erreichen, geht der Blick für die Natur manchmal etwas verloren.

Was sollte man beim Wandern in der Natur generell beachten?

Um unsere schöne und schützenswerte Natur so richtig schätzen und kennen zu lernen, sollten wir alle Wanderungen auf den markierten und gekennzeichneten Wanderwegen bzw. Forstwegen durchführen. Querfeldein sollte man nie gehen, es wird dadurch noch mehr die Natur gestört und für den Menschen sind die Gefahren, abseits der Wege erheblicher (Sturzgefahr, Orientierung verlieren, usw.).

Ein aktuelles Thema ist der Trend zu Dämmerungswanderungen, die etwas Sensibilität erfordern. Welche Punkte sind dabei zu berücksichtigen?

Touren zum Sonnenauf- oder untergang sind ein besonderes Erlebnis in den Bergen. Wenn du früh morgens oder spät abends den Berg erklimmst, sei ein rücksichtsvoller Gast in der Natur. Respektiere die Stille und Ruhe, damit du die Wildtiere um dich herum nicht störst.
Anstatt einer Stirnlampe mit weißem Licht kannst du z.B. LED Stirnlampen mit Rotlicht verwenden. Das rote Licht wird von Dam- und Rotwild eher als gräulicher Ton wahrgenommen. Ergänzt durch langsame Bewegungen und eine angemessene Lautstärke hat man hier schon einen sehr guten Beitrag geleistet.
Unser gemeinsames Ziel sollte sein, die Natur mit ihren Lebewesen zu respektieren und sie uns als den Platz zu bewahren, der uns so viel Kraft gibt.
Weitere Tipps zum naturverträglichen Verhalten geben neben der Bergwacht, die deutschen und österreichischen Alpenvereine, Naturfreunde, Tourismusverbände aber natürlich auch Berg- und Bergwanderführer, die ständig in der Natur unterwegs sind.
 

Unser zweites großes Thema: Müll und Hinterlassenschaften am Berg.

Beim Thema Müll sind wir schon auf einem guten Weg. Es werden mehr wiederverwertbare Flaschen und Lunchboxen genutzt, somit hat sich das Verpackungsmaterial in den letzten Jahren deutlich reduziert.
Grundsätzlich gilt: jeder Müll – also auch Biomüll – muss wieder mit ins Tal. Natürlich verrottet ein Apfelputzen wesentlich schneller als ein Zigarettenstummel oder gar eine Dose, er gehört aber trotzdem nicht in die natürliche Nahrungskette der Wildtiere.
Ein weiteres Anliegen: Wenn man viele Stunden am Berg unterwegs ist, bleibt es nicht aus, dass man zur Toilette muss – aber wohin? Bitte Heustadel, Bäche, Seen und Tümpel meiden. Wenn möglich, die Notdurft mit Erde/Steinen/Zweigen etwas verdecken und, falls benötigt, Taschentücher gegen Toilettenpapier tauschen.

Gottlieb's größter Wunsch: Lasst uns die Natur wieder mehr schätzen und lasst uns wieder mehr zum Energietanken in die Berge gehen.
 

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