Das Hütten 1x1
Die wichtigsten Tipps für deine Hüttenübernachtung....
Eine Hüttentour rund um den Olperer - den höchsten Berg im Wipptal.
Nach meiner ersten Hüttentour im Vorjahr war ich so begeistert, dass ich auch dieses Jahr wieder eine Weitwanderung machen wollte. Da es in unserer Region zwei Hüttentouren gibt, habe ich mich nun auf die zweite gewagt: die Peter Habeler Runde. Diese Höhenwanderung führte uns in 5 Tagen einmal rund um den höchsten Berg des Wipptals: den Olperer mit 3.476 Meter Höhe.
Nach kurzem Studium der Unterlagen und der Route war klar: es gilt insgesamt 56 km und 8.460 Höhenmeter zu absolvieren. Auf der Peter Habeler Runde liegen 6 Schutzhütten, d.h. man kann die Wanderung in 7 Tagesetappen unterteilen. Natürlich kann man die Runde auch abkürzen und früher absteigen, wenn man nicht so viel Zeit hat, das Wetter nicht passt oder man lieber Tagesetappen zusammenfassen möchte. Das geht aber nur, wenn man körperlich topfit ist und schon alpine Erfahrung gesammelt hat. In unserem Fall entschieden wir uns die Übernachtung auf der Olperer Hütte und der Landshuter Europahütte auszulassen, weil wir nicht so viel Zeit hatten. Wir starteten die Tour absichtlich an einem Sonntag, da bekanntlich während der Woche weniger los ist. Die Hütten sind vor allem an den Wochenenden meist gut gebucht. Diesmal gingen wir bereits in der ersten Juliwoche und aufgrund der großen Schneemassen im Winter, mussten wir sehr viele Schneefelder am Weg überqueren. Mit gutem Schuhwerk und Wanderstöcken war es aber gut machbar. Gott sei Dank gibt es fast auf allen Hütten Schuhtrockner mit Heizstäben!
Für die Planung sehr hilfreich war die interaktive Karte mit Route und Beschreibung: Hier klicken
Tag 1: Vals Parkplatz Geraer Hütte (1.350 m) zur Geraer Hütte (2.324 m), Gehzeit: ca. 3 h
Start war wegen der angekündigten Hitze früh morgens im Bergsteigerdorf Vals, wo wir beim Parkplatz Geraer Hütte unser Auto abstellten. Ein Zettel im Auto informierte über unser Vorhaben, damit wir nicht ungewollt eine Suchaktion der Bergrettung auslösten. Lieber auf Nummer sicher gehen! Nach 3 h Aufstieg erreichten wir die Hütte und da wir uns noch richtig fit fühlten, unternahmen wir noch einen Ausflug zum ehemaligen Molybdän-Bergwerk unterhalb der Alpeiner Scharte auf 2.850 m. Sehr interessant! Am Weg lag noch sehr viel Schnee und vor allem am Rückweg brachen wir ständig bis zu Hüfte in Schnee ein. Natürlich war es trotzdem sehr amüsant, vor allem über die weichen Schneefelder „abzufahren“. Unsere Schuhe waren allerdings komplett durchnässt. Am Abend erwartete uns ein sehr gutes Essen und ein wohlverdienter Aperol-Spritz. Der stand nicht auf der Karte, aber auf die Südtiroler Wirtsfamilie Lanthaler ist immer Verlass! ?
Tag 2: Geraer Hütte (2.324 m) zum Tuxer Joch Haus (2.316 m), Gehzeit: ca. 4 h
Nach einem ausgezeichneten Frühstücks-Buffet brachen wir früh Richtung Tuxer Joch auf, da für diesen Tag am Nachmittag Gewitter gemeldet waren. Zuerst ging es zum Steinernen Lamm, den Übergang ins Bergsteigerdorf Schmirn, weiter dann im hinteren Wildlahnertal direkt unterhalb des Olperers. Das war ein beeindruckender Anblick mit den Massen an Schnee und Gletschereis! Bei der Kleegrubenscharte entschieden wir uns einen Ausflug auf den Gipfel der nahegelegenen Schöberspitze (2.602 m) zu machen. Herrliche Ausblicke ergaben sich auf die Bergwelt der Zillertaler Alpen und auf den darunter gelegenen Ramsgrubensee. Nach der Kleegrubenscharte stiegen wir in den Kaserer Winkl ab und querten ganz hinten am Talende auf die andere Bergseite. Hier startete ein steiler Aufstieg zur Frauenwand, wo wir am Weg noch die Sonne genossen. Vom höchsten Punkt ging es dann weniger anstrengend noch ca. eine Stunde auf und ab bis zum Tuxer Joch Haus, das den Übergang ins Zillertal markiert. Den Abschnitt erledigten wir im Laufschritt, weil ganz plötzlich dunkle Wolken aufzogen. Wir kamen noch trocken bis zur Hütte, danach regnete es in Strömen.
Tag 3: Tuxer Joch Haus (2.316 m) zum Friesenberghaus (2.498 m), Gehzeit: ca. 5 h
Bei der dritten Etappe mussten wir am Morgen eine Entscheidung treffen, weil die Friesenbergscharte im Grunde noch gesperrt war. Sollten wir den Überstieg wagen oder doch die sicherer Variante mit dem Abstieg ins Tal und der Busfahrt nehmen? Nach langem hin und her und einer ausgedehnten Diskussion mit dem Hüttenwirt und den anderen Wanderern, folgten wir unserem Abenteuerinstinkt und brachen Richtung Spannagelhaus und Scharte auf. Etwas komisch war der Aufstieg durch das Skigebiet mit der breiten Fahrstraße und den Gondeln über unseren Köpfen. Unzählige Murmeltiere tummelten sich am Weg. Im Nachhinein war es eine leichtsinnige Aktion, weil das Wetter an diesem Tag auch nicht ganz sicher war. Der Weg hingegen war bis auf die vielen Schneefelder in Ordnung. Wir kamen ohne Probleme zur Scharte auf 2.911 m und genossen oben sogar ein paar Sonnenstrahlen. Von der Scharte stiegen wir dann zum bereits sichtbaren Friesenberghaus ab. Der Abstieg war bis auf die letzte Seilsicherung problemlos – dort aber lag noch Schnee! Wir rutschten schließlich über das Schneefeld ab und stiegen ohne Weg im Gelände ab. Erst weiter unten ging es mit dem markierten Weg rechts oberhalb der Felswände beim See weiter zur Hütte. Der See war fast zur Gänze noch mit Schnee bedeckt. Unten angekommen gönnten wir uns Kuchen und Kaffee auf der Sonnenterrasse. Wir waren echt froh, den Tag heil überstanden zu haben!
Tag 4: Friesenberghaus (2.498 m) zum Pfitscherjochhaus (2.275 m), Gehzeit: ca. 6 - 7 h
Diese Etappe führte entlang schöner, von Felsen und Steinen gesäumter Höhenwege ohne schwierige Stellen in Richtung Südtirol und hielt wunderschöne Ausblicke auf den Schlegeisspeicher bereit. Wir beschlossen, die Übernachtung auf der Olperer Hütte auszulassen, da es vom Friesenberghaus nur ca. 2 h Gehzeit bis dorthin sind. Am Weg begegneten uns neben den Murmeltieren noch zahlreiche Schafe, die überhaupt keine Scheu zeigten. Um die Mittagszeit zogen dann dunkle Wolken von Süden auf. Im Laufschritt absolvierten wir die letzte Stunde bis zum Pfitscher Joch, dem Übergang nach Italien. Ringsum regnete und grollte es bereits, aber bis auf ein paar Tropfen auf den letzten Metern, blieben wir wie durch ein Wunder trocken. Kaum hatten wir die Hütte erreicht, ging ein Sturm mit Blitzgewitter und Starkregen nieder. Am Abend klarte der Himmel auf und wir erkundeten noch die von der damaligen Grenzwache übrig gebliebenen Gemäuer rund um die Hütte. Ein Aperol-Spritz bei untergehender Sonne machte das Urlaubsfeeling komplett. Durch seine niedrige Lage und einfache Zugänglichkeit, ist das Pfitscherjochhaus weniger Hütte und mehr Gasthof – hier gibt es sogar den Komfort von Zimmer mit Dusche/WC.
Tag 5: Über Landshuter Europahütte (2.693 m) zum Parkplatz Vals (1.350 m), Gehzeit: ca. 8 h
Am letzten Tag erwartete uns ein strahlender Morgen und vor allem eine sichere Prognose für den ganzen Tag. Somit konnten wir ohne Bedenken den ganzen Tag für die Etappe brauchen. Vom Pfitscherjochhaus geht es über einen historischen Karrenweg (durch Steinmauern und Platten begradigt und ca. 1 m breit), der einst für den Material- und Versorgungstransport der italienischen Grenzwache angelegt wurde, bis zur Landshuter Europahütte. Kurz vor der Hütte mussten wir auf einen in den Schnee getretenen Weg in Spitzkehren auf eine Anhöhe aufsteigen. Das war wohl der schwierigste Teil der Strecke. Nach kurzem Überlegen beschlossen wir noch vor dem Mittagessen auf den nahegelegenen Kraxentrager (2.999 m) aufzusteigen. Ein lohnender Ausblick vom Gipfel!! Zurück auf der Hütte, gestärkt durch das Mittagessen und die interessanten Geschichten von Wirt Helmut Holzer aus der Zeit der Schmuggler, brachen wir zum Abstieg ins Valsertal auf. Über das Sumpfschartl und die Lange Wand (Achtung: Leiter!) gelangten wir hinunter zur Zeischalm und schließlich zurück zum Parkplatz Geraer Hütte.
Die Etappen sind grundsätzlich etwas leichter als bei der Gschnitztaler Hüttentour, daher haben wir kleine Ausflüge auf umliegende Gipfel und zum ehemaligen Molybdänbergwerk unterhalb der Alpeiner Scharte gemacht. Dennoch wird die Tour als mittelschwer bis schwer eingestuft, weil man bis auf die Etappen zwischen Friesenberghaus und Landshuter Hütte, schwierigere Stellen mit Seilpassagen und steilem Gelände überwinden muss. Die Schlüsselstellen der gesamten Runde stellten einerseits der Abstieg von der höchsten Stelle, der Friesenbergscharte bis zum Friesenberghaus mit mehreren Seilpassagen und sehr steilem Felsgelände und der Abstieg über die „Lange Wand“ ins Valsertal dar, wo man über eine Leiter mit Seilsicherung absteigen muss.
Fazit: Eine landschaftlich sehr reizvolle Hüttentour, aber mit weniger Einsamkeit am Berg. Hier trifft man viele Weiterwanderer mit interessanten Geschichten und unterschiedlichen Zielen. Die Wege sind top gewartet und markiert, dennoch muss man trittsicher und schwindelfrei sein. Es gibt schwarze Bergwege auf der Höhenwanderung, auch wenn sie grundsätzlich als mittelschwer eingestuft wird.
Wir genossen jedenfalls die Zeit zu zweit in den Bergen und überlegen schon unsere nächste Tour… Berg Heil!